Wasserstoffkompetenztag Vorderpfalz bei KST

Volle Kraft voraus

BLICKPUNKT: Wie weit ist Wasserstoffmobilität und wann hat das Auswirkungen auf Landkreis und Stadt Bad Dürkheim? Die Antworten beim Wasserstoffkompetenztag im Dürkheimer Bruch lauten: Weiter und schneller als erwartet. Bald könnte der Antriebsstoff der Zukunft sogar in Bad Dürkheim produziert werden.

Bei der Dürkheimer KST-Motorenversuch GmbH, Gastgeber des Kompetenztags, laufen auf den Prüfständen schon beide Antriebsarten, die auf Wasserstoff basieren: Brennstoffzellen und Verbrennungsmotoren. Um die anzutreiben, braucht KST-Wasserstoff, der von Lkw-Trailer angeliefert und per Übergabestation ins System eingespeist wird – bei steigendem Bedarf. Zu dieser Station führte der Rundgang bei der Veranstaltung mit der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt und Staatssekretärin Petra Dick-Walther (beide FDP).

Ist mehr Wasserstoff nötig, sind größere Tanks denkbar – oder ein Elektrolyseur, also eine Anlage, die direkt in Bad Dürkheim Wasserstoff produziert. Dafür gibt es laut Paul Anfang, Vorstand der Pfalzwerke, bereits eine Absichtserklärung: „Das sind nicht mehr nur theoretische Ansätze.“ Auf diesen Weg hofft auch KST, teilt Gerhard W. Reiff, Vorsitzender der Geschäftsführung, mit. „Das wäre unser Traum“, sagt er. Wobei der Wasserstoff nicht nur von KST, sondern auch von anderen Kun-den genutzt werden kann.

Gespräche mit Stadt und Kreis sind geplant. Direkt auf dem KST-Gelände wird das Projekt kaum realisierbar sein. „Ein Areal in der Nähe wäre schön“, sagt Bürgermeister Christoph Glogger (SPD), der den Kompetenztag ebenso verfolgte wie Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU). Für den Kreis hat das Thema Brisanz, weil ab 10. Dezember 2022 Teile der Bus-Linienbündel im Öffentlichen Nahverkehr neu zu vergeben sind. „Vorbereitungen müssen wir jetzt treffen“, sagt Ihlenfeld und meint, dass ein Wasserstoffantrieb nur dann Teil der Ausschreibungen sein kann, wenn auch die Versorgung mit Wasserstoff sichergestellt ist. „Wir müssen dieses Eisen jetzt schmieden, auch wenn es nicht einfach ist“, so Ihlenfeld. Die Stadt hat ihre Buslinien zwar vor zwei Jahren für zehn Jahre neu ausgeschrieben, hat laut Glogger aber eine Ausstiegsklausel. Einig sind sich Landrat und Bürgermeister, dass es – sollte der Wasserstoffantrieb im ÖPNV kommen – eine Übergangszeit geben werde. „Wir werden nicht sofort genug Wasserstoff-Fahrzeuge zur Verfügung haben“, sagt Ihlenfeld.

Dazu passten die Vorträge der Experten, die beim Kompetenztag aktuelle Entwicklungen vorstellten, die in Zusammenhang mit KST und damit mit Bad Dürkheim stehen. Thomas Korn, Gründer und Geschäftsführer von Keyou, berichtete von der Technik für Wasserstoff-Ver-brennungsmotoren und ist sicher: „Man kommt bei der Frage nach der Verteilung und Speicherung von Energie in Zukunft nicht an Wasserstoff vorbei.“ Keyou bietet Technik und Software für Motorenhersteller. Der Vorteil: Dieser Antrieb mit Wasserstoff basiert auf dem Verbrennungsmotor, den die deutsche und damit auch die rheinland-pfälzische Automobilindustrie beherrscht. Die Motoren müssen „nur“ angepasst werden, würden „effizienter, leistungsstärker und CO2-frei“, insofern der Wasserstoff mit erneuerbaren Energien produziert wurde. Dann wird er grüner Wasserstoff genannt. Liefer- und Produktionsketten könnten nahezu erhalten bleiben und Herstellungsprozesse wären schnell in Masse möglich, wie Korn betont. Motoren würden wieder einfacher, weil beispielsweise der Auf-wand für die Abgasnachbehandlung geringer ausfalle. Denkbar wäre gar, herkömmliche Verbrennungsmotoren auf Wasserstoff umzurüsten. Es könnte mit Wasserstoff also möglich werden, „den Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz in die Zukunft zu bringen mit Blick auf Umwelt- und Klimaschutz“, sagt Wirtschaftsministerin Schmitt.


Auch Fahrzeuge mit Brennstoffzellen fahren schon. Sebastian Goldner, für das operative Geschäft bei Proton Motor verantwortlich, be-richtete von dem Unternehmen, das „Brennstoffzellen-Entwicklung von der Pike auf betrieben hat“, sowie vom Einsatz in Fahrzeugen, aber auch für dezentrale Energiespeiche-rung und Notstromversorgung. So-wohl von Proton Motor als auch von Keyou gab es beim Rundgang Motoren auf dem Prüfstand zu sehen.
Aktuell liefert das Unternehmen Air Liquide Wasserstoff an KST, die Pfalzwerke sollen zweiter Lieferant werden. Martin Tils, Direktor von Air Liquide, wohnt in Bad Dürkheim und ist froh, „hier zu der Entwicklung beitragen zu können“. Auch Pfalzwerke-Vorstand Anfang sagt: „Im Moment ist es der richtige Weg als Baustein für den Klimaschutz.“ Er fasst in Worte, wonach die Vorträge des Abends klangen: „Ich freue mich, mit Ihnen in eine grüne Wasserstoff-Zukunft zu gehen.“